Gin pur trinken

Jeder kennt Gin vor allem als Grundbestandteil von Cocktails, als Basis des beliebten Gin Tonics oder in tausenden weiteren Varianten. Doch als hochwertiges handwerkliches Produkt hat DER.GIN. zweifelsohne auch seine Berechtigung, pur genossen zu werden. Ob dir Gin überhaupt schmeckt, findest du nicht heraus, wenn du eine Limo draus machst - dafür musst du den Gin pur trinken

Barkeeper gießt Gin pur in einen Becher

Warum du Gin pur trinken solltest?

Jeder Koch wird dir sagen: Schütte keinen Wein ins Essen, den du nicht auch trinken würdest. Denn wie soll das Gericht später schmecken, wenn seine Grundzutaten schon ungenießbar sind? Und warum würdest du etwas essen, was du nicht auch trinken kannst, ohne den Tetrapak des Landweins schon beim ersten Nippen an die Wand zu werfen?

Genau so verhält es sich mit Gin, der viel mehr kann, als mit Tonic in die Blutbahn gespült zu werden - sofern du nicht ins unterste Regalfach des Discounters greifst. In erster Linie solltest du deshalb Gin pur trinken, um herauszufinden, ob er dir überhaupt schmeckt. Nur so kannst du die Vielzahl an Aromen erkennen, die mit viel Liebe und handwerklichem Geschick in der Destillerie erzeugt wurden. Nur Pur kannst du riechen, welche Noten sich in deinem Gin verbergen und darauf warten, von dir entdeckt zu werden. Eine erste Idee bekommst du natürlich schon mal beim Blick auf die enthaltenen Botanicals des Gins.

Gin pur - eine Geschichte voller Missverständnisse

Es ist längst kein Geheimnis mehr: Im Umgang mit Lebensmitteln und Genuss haben wir in Deutschland noch immer einiges aufzuholen. Jahrzehntelang waren Wodka, Tequila oder (billiger) Rum die einzigen klaren Spirituosen, die der breiten Masse bekannt waren. Als Genussmittel in der verbreiteten Qualität völlig ungeeignet, wurden und werden sie einzig für die Wirkung ihres Alkoholgehalts konsumiert. Und da man das Zeug einfach nicht runterbekommt, immer schon als Limo verdünnt und mit viel Zuckerwasser unterschiedlicher Geschmacksrichtungen aufgeschüttet. Selbst hochwertige Brände wie Obstler fristen noch immer ein Nischendasein und werden eher mit Opas Waldhütte als mit feinen Lokalitäten assoziiert. Die fassgereiften Kollegen wie Whiskey, Brandy oder Cognac dagegen hatten ihren Platz im High-End-Segment sicher. Nun kam der Gin in den Massenmarkt, aber kaum jemand konnte so wirklich was damit anfangen. Gin pur trinken kam kaum jemandem in den Sinn. Also wurde er behandelt, wie man es von farblosen Destillaten gewohnt war: Jede Menge Zucker, Farbstoff und Aroma (Tonic) drüber, dann wird´s schon runtergehen. Auch heute gibt es noch eine ganze Menge Gins, die in diesem Schicksal ihre Bestimmung haben, um ihre fehlende Qualität zu verschleiern. So wie der Rotwein aus dem Tetrapak mit Billig-Cola gemischt den Pfälzer Aspirin-Umsatz um alle Feiertage und Dorffeste ankurbelt, kannst du von einem Gin um 10 Euro oder weniger auch nichts anderes erwarten als einen Vollrausch plus Schädel. Doch immer mehr Produkte zeigen, dass es auch anders geht, dass Gin ein komplexes und spannendes Produkt sein kann, welches auch pur richtig Spaß macht.

Wann solltest du Gin pur trinken?

Wie auch viele andere hast du noch nie einen Gin pur getrunken? Auch wenn du noch nicht weißt, ob dir der pure Genuss von Gin als Drink nicht zusagt, gibt es einige Gelegenheiten, bei denen du den Gin pur trinken solltest, bevor du ihn mit deinem Lieblingstonic veredelst. Bei einem Gin Tasting beispielsweise wirst du schnell herausfinden, wie vielschichtig dieses Getränk sein kann. Und nicht zuletzt auch, für welchen Cocktail du den Gin überhaupt verwenden solltest. Schließlich kippt der Rheinhesse auch eher keinen Moscatel in seinen Schoppen. Der richtige Zeitpunkt für einen Gin pur ist also immer, bevor du ihn weiterverarbeitest - oder auch, bevor du ihn kaufst.

Nosing Glas mit schmaler Öffnung ist perfekt, um Gin pur zu verkosten

Wie trinkt man Gin pur?

Anders als die Spirituosen aus dem Holzfass hat das klare Destillat nicht nur völlig andere Aromen, sondern auch einen völlig anderen Anspruch an deren Entfaltung. Wichtig ist daher auch die richtige Trinktemperatur. Die sollte bei einem Gin nicht über 18 Grad liegen. Denn im Gegensatz zum Weinbrand werden die Aromen dann nicht weiter vermehrt, sondern die alkoholische Schärfe wird dominanter und überlagert den Geschmack.

Auch das richtige Glas kann dir helfen, deinen Gin kennenzulernen. Neben dem Geschmack am Gaumen nehmen wir Aromen vor allem durch die Nase wahr. Und dafür ist das Behältnis nicht ganz unwichtig. Du solltest ein Glas verwenden, dessen Öffnung schmaler ist als der Bauch - beispielsweise ein Grappa-Glas. Im Fachjargon spricht man hier von einem "Nosing-Glas", weil es zum Riechen bestens geeignet ist. Nur so kannst du nach mehrmaligem Schwenken das Bouquet vollständig erfahren und dich langsam an die Aromen des Inhalts herantasten. Kurz zusammengefasst:

  • Verkoste Gin pur nicht über 18 Grad
  • Verwende ein Nosing-Glas (z.B. Grappa-Glas)
  • Schwenke den Gin zunächst und rieche, bevor du schmeckst
  • Wiederhole den Vorgang gerne mehrfach
  • Schenke nicht mehr als 2 bis maximal 4cl ins Glas

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